Die Schlüsselblume heißt botanisch Primula veris, das bedeutet „erstes Blümchen des Frühlings“. Auch wenn dieser Name sachlich nicht ganz korrekt ist - das Schneeglöckchen und meist auch das Gänseblümchen wagen sich noch etwas früher aus dem Boden -, so ist die Schlüsselblume doch ein Symbol für den Frühling. Hildegard von Bingen verbindet den Himmelsschlüssel, wie die Pflanze damals hieß, mit dem Sonnenlicht. Die Äbtissin vom Rhein beschreibt die Primel-Art erstmals als Arzneipflanze.
Für den medizinischen Gebrauch wird die Pflanze vor allem in der Türkei und in Bulgarien angebaut.
Heute werden zwei Arten der Schlüsselblume in der Kräuterheilkunde genutzt: zum einen die erwähnte Primula veris, zu deutsch auch Frühlings-Schlüsselblume, Duftende Schlüsselblume oder Himmelschlüsselchen genannt, und Primula elatior, die Hohe Schlüsselblume oder Wald-Schlüsselblume, die etwas höher wächst als Primula veris.
Von beiden Arten werden sowohl die Wurzel als auch die Blüten mit Kelch verwendet.
Die Hauptwirkstoffe der Wurzel und der grünen Pflanzenteile sind die Saponine, sogenannte Seifenstoffe. Diese können zähen Bronchialschleim verflüssigen, das Abhusten erleichtern und so die verengten Atemwege befreien. Zudem wirken sie hemmend auf viele Bakterien, Viren und Pilze und tragen so zum Schutz vor weiteren Infekten bei und unterstützen das Immunsystem.
In der Erfahrungsheilkunde wird den Saponinen darüberhinaus eine Aktivierung des Stoffwechsels zugesprochen. Deshalb wird die Schlüsselblume, sei es zum Beispiel als Tee oder als dekorative Blüte im Salat, zusammen mit anderen Frühjahrskräutern wie Gundermann und Brennessel in Frühjahrskuren empfohlen.
Neben den Saponinen finden sich in der Wurzel noch entzündungshemmende Duftstoffe (Phenolglykoside), die erst beim Trocknen freiwerden.
Die Blüten mit dem Kelchsaum sind zwar im Vergleich zur Wurzel weniger reich an Saponinen, enthalten dafür aber entzündungshemmende Flavonoide, antioxidative Carotinoide, keimhemmende Rosmarinsäure und Spuren an ätherischem Öl. Diese Inhaltstoffe unterstützen die Wirkung der Saponine.
In der modernen Kräuterheilkunde gilt die Wurzel von Primula veris als schleimlösendes Mittel bei Bronchitis und trockenem Reizhusten, aber auch bei Altershusten und Raucherhusten. Die Blüten mit Kelch werden wegen ihrer milden Wirkung und guten Verträglichkeit gern in der Kinderheilkunde bei Hustenerkrankungen angewandt.