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Zimt ist nicht nur ein beliebtes Gewürz, sondern schon seit langer Zeit auch eine geschätzte Arzneipflanze. In China und Ägypten lässt sich eine Verwendung seit mehreren Jahrtausenden nachweisen. Die antiken Griechen vermuteten eine Herkunft aus Afrika, da die Händler gerne die wahre Quelle verschleierten, um ihr Geschäft nicht zu gefährden. Die wichtigsten Anbaugebiete sind heute China, Sri Lanka, Indien, aber auch auf Madagaskar.

Als Arzneipflanze anerkannt ist vor allem der (Ceylon)-Zimtbaum (Cinnamomum verum J. Presl), der in Sri Lanka (früher Ceylon) und Indien heimisch ist. Verwendet wird die von Kork und unteren Schichten befreite Rinde (Cinnamomi cortex). Diese ist reich an ätherischem Öl.     Zimtrinde (Cinnamomi cortex), Zimtrindentinktur (Cinnamomi corticis tinctura) und Zimtöl (Cinnamomi zeylanici corticis aetheroleum) sind im Europäischen Arzneibuch definiert. Eingesetzt werden Zimtrinde und Zimtöl insbesondere zur Behandlung leichter krampfartiger Beschwerden  im Magen-Darm-Bereich, die mit Blähungen und Flatulenz einhergehen sowie Zimtrinde bei leichten Durchfällen (nach HMPC). ESCOP und Kommission E nannten in ihren Monografien Appetitlosigkeit, dyspeptische Beschwerden wie leichte krampfartige Beschwerden im Magen-Darm-Bereich, Völlegefühl und Blähungen.

ZimtstangenSeit längerer Zeit wird auch eine Wirkung von Zimtrindenpulver oder von wässrigen Extrakten der Zimtrinde bei erhöhtem Blutzucker erforscht und diskutiert. In prä-klinischen Studien konnte eine Verstärkung der Insulinwirkung um den Faktor 10 beobachtet werden. Da entprechende klinsiche Daten aber noch ausstehen bzw. nicht eindeutig genug sind, muss aber derzeit von einer Selbstmedikation noch abgeraten werden. In Absprache mit dem behandelnden Therapeuten kann eine Anwendung bei Diabetes mellitus Typ 2 aber durchaus erwogen werden.

Ganz neu sind prä-klinische Forschungsergebnisse aus den USA: Demnach könnte Zimt das Lernvermögen von lernschwachen Individuen verbessern, da deren Hippocampus weniger CREB (cAMP response element-binding protein) enthält, ein Transkriptionsfaktor, der die Bildung der Langzeiterinnerung in Nervenzellen beeinflusst, sowie mehr GABRA5-Protein, welches die tonische Unterdrückung der Reizweiterleitung im Gehirn induziert.

Für die Untersuchungen wurde gemahlener Zimt verwendet, der im Organismus zu Natriumbenzoat metabolisiert wird. Natriumbenzoat ist als Medikament bei Hirnschäden bereits in Verwendung, es erhöht den CREB-Wert im Gehirn und vermindert das Protein GABRA5. Wer jedoch bereits über ein relativ großes Lernvermögen verfügt, kann nicht mit einer dramatischen Verbesserung rechnen.

Weiteres Potential sehen die Forscher bei Parkinson, denn auch hier konnten sie in prä-klinischen Untersuchungen positive Wirkungen beobachten. Zimt könnte hier sogar die schädlichen Veränderungen im Gehirn rückgängig machen.

Als Lebensmittel eingesetzt wird gerne der günstigere Chinesische Zimt (Cassia-Zimt), der weit höhere Mengen an Cumarin enthält. Erwachsene sollten täglich nicht mehr als 1 Milligramm Cumarin je Kilogramm Körpergewicht aufnehmen, was aber auch bei Cassia-Zimt nur durch Verzehr großer Mengen zimthaltiger Lebensmittel möglich ist. Bei (kleinen) Kindern gelten entsprechend niedrigere Werte. Cassia-Zimt enthält je Kilogramm Rinde etwa 3 Gramm Cumarin.

Anwendungshinweise:
Teeaufguss von Zimtrinde bei dyspeptischen Beschwerden und zur Appetitanregung (in Mischungen mit anderen Drogen):
Tagesdosis 2 bis 4 Gramm Zimtrinde; ätherisches Zimtöl: Tagesdosis 0,02 bis 0,2 Gramm.

In der Apotheke kann für die Anwendung bei Appetitlosigkeit, Ermüdungs- und Erschöpfungszuständen die sg. Chinatinktur (Chinae tinctura comp.) bezogen werden. Sie wird aus 6 Teilen Chinarinde, je 2 Teilen Pomeranzenschalen und Enzianwurzel und 1 Teil Zimtrinde hergestellt. Für die genannten Indikationen wird sie zu gleichen Teilen mit weiniger Rhabarberwurzeltinktur (Rhei tinct. vinosae) gemischt.
Dosierung gemäß Prof. Heinz Schilcher:  Bei Erschöpfungszuständen mit Appetitlosigkeit, nach grippalen und anderen Infekten sowie nach Operationen 3 × tgl. 1 TL vor den Mahlzeiten einnehmen.

Arzneimittel mit einer geringen therapeutischen Breite wie Digoxin, Cerivastin, Phenytoin, Warfarin u. a. sollten nicht gemeinsam mit größeren Mengen Zimt eingenommen werden, da dieser zumindest in vitro das Enzym CYP 2C hemmt. Das im ätherischen Öl enthaltene Zimtaldehyd kann Reizungen der Haut und der Schleimhäute hervorrufen. Bei Missbrauch von Zimt kann es zu Herzrasen, Erhöhung der Atemtätigkeit und Darmperistaltik begleitet von Schweißausbruch sowie anschließender Schläfrigkeit kommen. Zimt wird gelegentlich zur Berauschung und als Betäubungsmittel verwendet.

Pressemitteilung zur aktuellen Studie aus Chicago:
https://www.rushu.rush.edu/news/cinnamon-may-aid-learning-ability

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