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Himalayasalz wird oftmals mit vollmundigen Versprechen beworben, um einen etwa zwanzigfachen Preis gegenüber handelsüblichem Speisesalz aufrufen zu können. Dabei wird nicht selten ganz perfide mit der Unkenntnis des durchschnittlichen Verbrauchers ein Geschäft gemacht.

Der Begriff Himalayasalz spielt mit Assoziationen von Exotik und unberührter Natur, dabei kommt das angebotene Salz überhaupt nicht aus dem Himalaya. Tatsächlich wird der größte Teil in Punjab abgebaut, einer Provinz in Pakistan. Die dortigen Salzgebirge erheben sich keine 1.000 Meter über den Meeresspiegel, die nächsten Ausläufer des Himalayas sind mehrere hundert Kilometer entfernt. Dazwischen liegt eine dicht besiedelte Ebene. Abgebaut wird Salz dort schon seit dem 16. Jahrhundert, früher wurde es als Lahoresalz vermarktet. Der Legende zufolge wurde das Salzvorkommen 326 v. Chr. von Pferden im Heer Alexanders des Großen entdeckt, als dieser sich auf seinem Indienfeldzug befand. Günstigeres Himalayasalz hingegen kommt nicht selten aus Salzbergwerken in Polen.

Die üblichen Werbeaussagen sind bereits mit rudimentären naturwissenschaftlichen Kenntnissen zu entlarven. So soll Himalayasalz Spuren von mehr als 80 chemischen Elementen enthalten, was besonders gut für den Organismus sei. Wer sich an das Periodensystem in der Schule erinnert, der weiß, dass auf der Erde nur 94 Elemente natürlich vorkommen - darunter auch Blei, Quecksilber, Arsen, Uran, Plutonium, Lithium und diverse andere, die man garantiert nicht bewusst in sein Essen streuen möchte. Proben diverser im Handel erhältlicher Himalayasalze haben beruhigenderweise ergeben, dass nur jeweils zehn Elemente wirklich nachweisbar waren. Die getesteten Himalayasalze bestanden zu gut 98 Prozent aus Natriumchlorid, also gewöhnlichem Kochsalz, sowie Spuren von maximal acht weiteren Elementen in teils sehr geringer, kaum nachweisbarer Konzentration. Die typische Färbung des Salzes beruht auf Spuren von Eisen, Mangan oder Kupfer.

Der menschliche Körper besteht im Wesentlichen aus einem guten Dutzend Elemente (insb. Wasserstoff, Kohlenstoff, Stickstoff und Sauerstoff, daneben Calcium, Kalium, Natrium, Magnesium, Phosphor, Schwefel sowie Chlor in Verbindung mit Natrium) und benötigt etwa noch einmal so viele als essentielle Spuren. Dazu gehören Chrom, Cobalt, Eisen, Fluor (aufgenommen als Fluorid), Iod (aufgenommen als Iodid), Kupfer, Mangan, Molybdän, Selen, Silicium und Zink. Diese finden sich fast ausschließlich in den ersten vier Perioden des Periodensystems, mit wenigen Ausnahmen in der fünften. Iod mit der Ordnungszahl 53 bildet den Abschluss. Die weiteren 41 natürlichen Elemente mit einer höheren Ordnungszahl sind für den Körper eher unbedeutend bis hin zu schädlich.

Besonders Menschen mit einer Neigung zu Bluthochdruck wird die Verwendung von Himalayasalz angeraten, teils auch das Trinken von Salzwasser (Sole). Eine positive Wirkung ist davon nicht zu erwarten - im Gegenteil. Durch erhöhte Salzaufnahme steigert man vielmehr das Risiko von Bluthochdruck. Bei etwa 90 Prozent aller Menschen mit erhöhtem Blutdruck liegt keine körperliche Ursache vor. Kochsalzkonsum spielt hierbei neben Alkohol und Tabak eine wesentliche Rolle.

Weitere Werbeaussagen zielen auf den Säure-Basen­haushalt ab. Der Blut-pH-Wert bewegt sich beim Menschen in einem äußerst schmalen Spektrum. Bereits geringfügige Abweichungen bewirken sehr deutliche Warnsignale des Körpers. Der Referenzbereich des pH-Wertes im Blut liegt beim Menschen zwischen 7,35 und 7,45. Liegt der Wert darunter, spricht man klinisch von einer Azidose, im gegenteiligen Fall von einer Alkalose. Azidose, also Übersäuerung, kann neben Sauerstoffmangel (bspw. durch starke körperliche Anstrengung) auch auf den Stoffwechsel zurückzuführen sein und ist dann oft akut lebensbedrohlich. Bei zu geringer Abatmung von Kohlenstoffdioxid kann ebenfalls eine Azidose auftreten. Alkalose, also eine Untersäuerung, ist ab einem Wert von 7,7 in der Regel tödlich. Untersäuerungen können ebenfalls durch den Stoffwechsel bedingt sein, aber auch nach Hyperventilation auftreten. Entsprechend kritisch sollten alle Äußerungen betrachtet werden, bei denen etwas in Hinblick auf eine angebliche Übersäuerung des Körpers verkauft werden soll (Stichwort: Basische Ernährung).

Mitunter wird sogar eine Wirkung bei schweren Erkrankungen wie Borreliose, Cholera oder Typhus postuliert, auch Schlafprobleme oder schwache Libido werden genannt. Eine Empfehlung bei Diabetes hingegen muss geradezu als gemeingefährlich betrachtet werden: Diabetiker haben bereits ein höheres Risiko von Herzinfarkt und Schlaganfall, durch erhöhten Salzkonsum würde sich das Risiko schwerer Herz-Kreislauf-Erkrankungen noch einmal steigern.

Aus ökologischer Sicht ist Himalayasalz aus Pakistan mehr als bedenklich. Zwischen handelsüblichem Speisesalz und Himalayasalz bestehen keine wesentlichen Unterschiede. Auch die in Europa liegenden Salzvorkommen gingen vor Jahrmillionen aus verdunsteten Meeren hervor. Für den Organismus ist kein wirklicher Mehrwert durch die geringen zusätzlichen Spurenelemente zu erwarten. Warum also nahezu gleichwertiges, überteuertes Salz kaufen, das um den halben Erdball gereist ist?

Ein gesunder Erwachsener benötigt am Tag etwa 550 mg Natrium, was einer Kochsalzmenge von 1,4 g entspricht. Der Durchschnittsdeutsche nimmt täglich etwa das Sechsfache auf, also um die 9 g. Gerade Hypertonikern wird ein Konsum von nicht mehr als 6 g am Tag empfohlen.

Weiterführende Links:
Bericht des Bundesamtes für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV):
https://www.blv.admin.ch/dam/blv/de/dokumente/lebensmittel-und-ernaehrung/ernaehrung/report-on-the-composition-of-prelevant-salt-varieties.pdf.download.pdf/report-on-the-composition-of-prelevant-salt-varieties.pdf

Urteil vom OLG Köln bzgl. irreführender Werbung:
http://www.markenmagazin.de/olg-koeln-himalaya-salz-irrefuehrung-ueber-die-geografische-herkunft-eines-produktes-urteil-vom-01-10-2010-6-u-7110/

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit über Kochsalz:
https://www.lgl.bayern.de/lebensmittel/chemie/inhaltsstoffe/naehrstoffe/kochsalz_index.htm

Pressemitteilung des Verbands der Ernährungswissenschafter Österreichs (VEÖ):
http://web.archive.org/web/20071009153653/http://www.vnoe.at/presse/Der_Nepp_mit_dem_Himalayasalz.pdf

Blutdrucksenkung durch weniger Salz in Lebensmitteln:
http://www.bfr.bund.de/cm/343/blutdrucksenkung-durch-weniger-salz-in-lebensmitteln.pdf

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