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Zum Tode von Prof. Dr. Dr. h.c. Franz-Christian Czygan (1934-2012)

Am Montag, den 16. Januar 2012 ist Prof. Franz-Christian Czygan in Würzburg im Alter von 77 Jahren verstorben. Die Forschergruppe Klostermedizin und der „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ haben damit ihren Mentor verloren, der fast bis zuletzt diesen Institutionen mit Rat und Tat zur Seite gestanden hatte.

Der in Königsberg geborene Ostpreuße floh 1945 nach Westdeutschland, studierte in Marburg Pharmazie und übernahm 1972 den Lehrstuhl für Pharmazeutische Biologie in Würzburg, den er bis 2000 innehatte. Er prägte zusammen mit dem Hauptherausgeber Max Wichtl das Standardwerk der Phytotherapie „Teedrogen und Phytopharmaka“ über vier Auflagen hinweg. Über mehr als ein Jahrzehnt gab er das Fachblatt „Zeitschrift für Phytotherapie“ heraus.

Der im Februar 1999 gegründete „Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“, der auch die Arzneipflanze des Jahres wählt, geht auf seine Initiative zurück. Professor Czygan war führendes Mitglied der „Forschergruppe Klostermedizin“, die im August 1999 ihre Arbeit aufnahm.

Professor Czygan liebte nicht nur sein Fachgebiet, er konnte auch andere dafür begeistern, für Mitarbeiter und Studenten hatte er immer ein offenes Ohr. Eine seiner besonderen Eigenschaften war es, wie sein Schüler Markus Veith treffend schreibt, „sich Zeit zu nehmen, zuzuhören, sein Gegenüber ernst zu nehmen, neugierig zu sein.“ Komplexe Sachverhalte konnte er auf hervorragende Weise verständlich vermitteln.

Herausragend war seine Neugier auch auf andere als rein naturwissenschaftlicheThemen. Er blickte immer über den Tellerrand, sah die Dinge in größeren Zusammenhängen. So verband er seine Arbeit an den Pflanzen immer auch mit einer intensiven Beschäftigung mit der Kunstgeschichte, der nach seiner Emeritierung sein Hauptinteresse galt. Begeistert konnte er über die Pflanzendarstellungen in der Plastik gotischer Kirchen oder auf Marienbildern der Renaissance berichten. Die Marienpflanzen gehörten zu seinen Lieblingsthemen; so war er auch von dem Volksbrauch der Kräuterweihe an Mariaehimmelfahrt, dem 15. August, immer wieder fasziniert.

Daneben zeichnete ihn eine große Begeisterung für die Lyrik aus - unter einem Pseudonym wurde er auf diesem Gebiet auch selbst aktiv.
Auch Duftstoffe, Aromastoffe und besonders die Rosen gehörten zu seinen Forschungsgebieten.
Mit seinem weitgespannten Wissen und seinen vielfältigen Interessen war Professor Czygan der ideale Repräsentant für die fächerübergreifende Arbeit der Forschergruppe.

Sein Motto „Eine Arzneipflanze ist mehr als eine verunreinigte Chemikalie“ - oder auch „… mehr als ein verunreinigtes Medikament“ - würde sich auch gut als das Motto der Forschergruppe eignen. Professor Czygan sprach damit einen Konflikt mit den Vertretern einer rein synthetischen Medikation an. Ein synthetisch gewonnenes Medikament besitzt einen definierten Wirkstoff in einer festgelegten Dosierung. Arzneipflanzen bieten dagegen ein Gemisch aus verschiedenen Stoffen, deren Wirkungen im Einzelnen oft kaum zu bestimmen sind. Gerade diese Mischung macht aber die besondere Wirkung von Arzneipflanzen aus. Für Czygan waren auch kulturhistorische und nicht zuletzt ästhetische Aspekte für die Erfassung des Gesamtbildes einer Arzneipflanze nicht nur interessant, sondern auch notwendig, um ihre gesamte Wirkung am Menschen zu erfassen. Gerade dieser Sichtweise hat sich die Forschergruppe verschrieben, und wir hoffen, dass wir auch in Zukunft diesen Ansprüchen gerecht werden können.

Professor Czygan fand bei Kollegen und Studenten nicht immer uneingeschränktes Verständnis für seine breit angelegten Ausführungen, aber das hat ihn wahrscheinlich nie gestört; vielmehr entsprach dies ganz seiner Absicht:  „Ich habe mich stets bemüht, nicht Öl, sondern Sand im Getriebe unserer Gesellschaft und meiner Wissenschaft zu sein.“

Der Blüte Schönheit
Scheint sich mir zu offenbaren,
sofern ich nur der Schönheit Form zu geben mag.
Selbst Symmetrie und Chaos sind nicht Gegner,
das eine schmiegt sich an das andere an.
Denn nur der Gegensatz begründet Sein und Nichts.
Begründet das,
was Du den Sinn des Lebens nennst.
Begründet das,
was Dir zur Pflicht das Leben macht.
So ist das Morgengraun die Knospe,
in der die Schönheit hoffnungsvoll versteckt
den Tag erwartet,
der zwar am Abend endet,
jedoch dazwischen
uns das Leben lässt.
(Michael Gabor)

 

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