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Die Myrrhe gehört zu den ältesten Heilmitteln der Menschheit. Gerade jetzt in der Weihnachtszeit wird vielen Kirchgängern die frühe Bedeutung der Myrrhe bewusst. Schon die Weisen aus dem Morgenland beschenkten das neugeborene Jesuskind neben Gold und Weihrauch auch mit Myrrhe, einem der wertvollsten Güter der damaligen Zeit. „Die Pflanze war seinerzeit nicht nur Opfergabe für Götter und Könige und ein Zeichen der Heiligung, sondern auch ein begehrtes Arzneimittel“, erläutert Dr. Johannes G. Mayer, Medizinhistoriker, Universität Würzburg. Heute wird die Heilpflanze mit „biblischer Tradition“ bei der Therapie verschiedener Darmerkrankungen wie Durchfall, Reizdarm oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen erfolgreich eingesetzt. „In den letzten Jahren haben verschiedene Laboruntersuchungen [Quellen 1-5] die entkrampfende und anti-entzündliche Wirkung der Myrrhe bestätigt“, erläutert Dr. Cica Vissiennon, Studienleiterin, Universität Leipzig. Eine Studie mit mehr als 1000 Patienten in 131 deutschen Arztpraxen ergab 2014, dass ein pflanzliches Arzneimittel mit Myrrhe, Kaffeekohle und Kamille zu einer deutlichen Besserung der Durchfallsymptomatik und des Gesamtbeschwerdebildes bei Reizdarm, chronischen Darmerkrankungen und akuten Durchfällen führt [Quelle 6].

Nach der Weihnachtsgeschichte bei Matthäus haben die Sterndeuter das neugeborene Kind in Betlehem mit Gold, Weihrauch und Myrrhe beschenkt - letztere waren damals genauso wertvoll wie Gold. Auch als Arzneimittel wurde die Myrrhe schon früh verwendet. „Seit dem 5. Jahrhundert vor Christus wurde sie von den Griechen zur Wundbehandlung, bei chronischem Husten, Asthma und Entzündungen der Mundhöhle eingesetzt. Arabische Ärzte legten dann um 1000 nach Christus den Schwerpunkt der Anwendungen auf den Magen-Darm-Bereich, was auch von europäischen Ärzten des Mittelalters übernommen wurde“, ergänzt Mayer. Die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten der Myrrhe wurden bis ins 20. Jahrhundert fortgeführt, die genauen Wirkmechanismen waren wie bei vielen pflanzlichen Mitteln lange nicht bekannt. Myrrhe besteht aus dem an der Luft gehärteten Gummiharz, das aus verschiedenen Myrrhenbaum-Arten durch Anschneiden der Stämme und Zweige gewonnen wird. Wichtige Inhaltsstoffe sind das ätherische Öl, Harz sowie Bitter- und Gerbstoffe. Die Myrrhe besitzt entzündungshemmende Eigenschaften, senkt den Spannungszustand der glatten Darmmuskulatur und lindert so Darmkrämpfe. In den letzten Jahren wurden die aus der Erfahrungsmedizin schon lange bekannten Wirkungen der biblischen Arzneipflanze in verschiedenen Studien näher untersucht.

Myrrhe: Wirksamkeit wissenschaftlich belegt
Eine Forschergruppe der Universität Leipzig konnte 2012 belegen, dass Myrrhe den Spannungszustand der glatten Darmmuskulatur senkt, die Stärke der Darmkontraktionen verringert und dadurch Darmkrämpfe lindern kann. Der in Leipzig untersuchte Myrrhe-Extrakt bewirkte insgesamt eine Verminderung der Darmbewegungen [Quelle 1]. Auch Laborstudien ergaben, dass die Arzneipflanzen Myrrhe, Kamille und Kaffeekohle in der Lage sind, die Darmmuskulatur zu entspannen und damit zu einem entkrampfenden Effekt im Darm führen [Quelle 2]. Zudem konnte gezeigt werden, dass sie die Darmbarriere unter entzündlichen Bedingungen stabilisieren können [Quelle 3]. Aktuelle Untersuchungen der Universität Leipzig belegen darüber hinaus, dass „in spezifischen Immunzellen entzündungsfördernde Prozesse gehemmt werden und sich die einzelnen Pflanzenstoffe in ihrer Wirkung gegenseitig verstärken“(4,5), so Vissiennon. Eine Studie mit mehr als 1000 Patienten in 131 deutschen Arztpraxen konnte 2014 belegen, dass das Arzneimittel zur Unterstützung der Magen-Darm-Funktion bei der Behandlung von Durchfall gut wirksam und verträglich ist. Es kam zu einer deutlichen Besserung der Durchfallsymptomatik und des Gesamtbeschwerdebilds bei Reizdarm, chronischen Darmerkrankungen und akuten Durchfällen. Bei Reizdarm-Patienten war außerdem eine Reduktion von Blähungen zu beobachten(6). Des Weiteren konnte in einer 2013 veröffentlichten Praxisstudie bei chronischer Dickdarmentzündung, Colitis ulcerosa, beobachtet werden, dass die Arzneipflanzenkombination zur Erhaltung der Beschwerdefreiheit (schubfreien Phase) vergleichbar wirksam war wie ein chemisches Standardmedikament [Quelle 7].

Literaturhinweise:
1. Vissiennon C et al., Antispasmodic Effects of Myrrh due to Calcium Antagonistic Effects in Inflamed Rat Small Intestinal Preparations; Planta Med. 2015
2. Pumnea T et al., in-vitro Untersuchungen zur multimodalen Wirkungsweise von Myrrhinil-Intest® und den Einzelkomponenten auf die intestinale Neurotransmission und Motilität, Posterpräsentation, 29.-30. Oktober 2015
3. Schulzke JD et al., Myrrh exerts barrier-stabilising and barrierprotective effects in intestinal epithelial cells, Journal of Colorectal Disease, zur Publikation eingereicht
4. Vissiennon C et al., Chamomile flower, myrrh and coffee charcoal – components of a traditional herbal medicinal product – diminish pro-inflammatory activation in human macrophages; Posterpräsentation anlässlich des Phytokongress 2016, 4.-6. Juni 2016 in Bonn
5. Vissiennon C et al., Synergy research: Investigating the combined action of chamomile, myrrh and coffee charcoal on chemokine release of activated human macrophages; Posterpräsentation anlässlich des Phytokongress 2016, 4.-6. Juni 2016 in Bonn
6. Albrecht et al., Efficacy and safety of a herbal medicinal product containing myrrh, chamomile and coffee charcoal for the treatment of gastrointestinal disorders: a non-interventional study; BMJ Open Gastro 2014; 1:e000015 doi:10.1136/bmjgast-2014-000015
7. Langhorst J, Varnhagen I, Schneider SB, Albrecht U, Rueffer A, Stange R, Michalsen A, Dobos GJ. Randomised clinical trial: a herbal preparation of myrrh, chamomile and coffee charcoal compared with mesalazine in maintaining remission in ulcerative colitis - a double-blind, double-dummy study. Aliment Pharmacol Ther. 2013 Jul 4. doi: 10.1111/apt.12397.

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