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Die immergrüne Mistel spielte bereits bei den Kelten (vgl. Asterix und Obelix) und den Germanen eine bedeutende Rolle (Plinius, Nat. hist. XVI, S.245-251). Unter den historischen Namen "cameliunta" und "viscus" galt die Mistel als wirksames Mittel gegen die Fallsucht (Epilepsie), aber auch gegen Geschwülste (worin auch Krebs eingeschlossen ist), Milz- und Leberleiden sowie gegen Erkrankungen der Brust und der Lunge (Hildegard von Bingen, Physica, Kap. III,2). Außerdem galt sie als Glücksbringer, und ihr wurden fruchtbarkeitsfördernde Kräfte nachgesagt.
In den historischen Texten speziell erwähnt wird zwar auch die Birnbaummistel, aber die Eichenmistel galt als ganz besondere Mistelart - vermutlich deshalb, weil sie in der Natur nur äußerst selten vorkommt.
In den Kräuterbüchern der Antike und des Mittelalters spielt die Mistel allerdings nur eine Nebenrolle. Ihre Wirkung wird vor allem in volkssprachigen Traktaten (deutsch und altfranzösisch) überliefert, was dafür spricht, dass die Verwendung der Mistel in der europäischen Heilkunde aus volksmedizinischen Traditionen stammt.

Mistel – Viscum album L.Die moderne Verwendung der Mistel in der Medizin geht auf den Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, zurück. Er bediente sich dabei der sogenannten Signaturenlehre, die er von Paracelsus übernommen hatte. Nach dieser Lehre ist die Wirkung einer Pflanze ihrer Gestalt, Farbe, Wachstum usw. zu entnehmen. Im Fall der Mistel schloss Steiner aufgrund der Tatsache, dass Misteln als Parasiten auf Bäumen wachsen und sich über den Stoffwechsel der Gastbäume ernähren, auf eine Wirkung gegen Tumoren.

Diese Wirkung hat sich zumindest in Tierversuchen bestätigt. Ein eindeutiger wissenschaftlicher Nachweis für die Wirksamkeit gegen maligne Tumoren beim Menschen ist bislang noch nicht gelungen. Allerdings bessert sich der Allgemeinzustand der Patienten nach operativen Eingriffen und radiologischen bzw. chemotherapeutischen Behandlungen. Die Stimmungslage der Patienten verbesserte sich in entsprechenden Studien signifikant, auch der Appetit und das Körpergewicht nahmen zu. Deshalb werden Mistelpräparate auch in der Onkologie eingesetzt.

Medizinisch verwendet wird das Mistelkraut, d.h. die Zweige mit Blättern und Früchten. Es enthält Polypeptide, Proteine und Lektine. Zugelassen ist das Mistelkraut zur palliativen Behandlung von malignen Tumoren und von entzündlich-degenerativen Gelenkerkrankungen (Arthrosen).

Eine ebenfalls von Steiner postulierte blutdrucksenkende Wirkung konnte beim Menschen bisher nicht nachgewiesen werden.
Als Nebenwirkungen einer Misteltherapie können Schüttelfrost, Fieber, Kopfschmerzen, pektanginöse Beschwerden, Kreislaufstörungen sowie allergische Reaktionen auftreten.

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