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Kein Pflanzenfreund wird jemals diese Pflanze vergessen, wenn er nur einmal ihre Blüte in Augenschein genommen hat. Sie gehört sicherlich zu den spektakulärsten Erscheinungen in der gesamten Flora unseres Planeten. Wie ein Kunstwerk in Form und Farbe erinnert die Blüte der Passionsblume an die gewagte Konstruktion eines Stararchitekten, wobei die eintägige Blüte noch ihr angenehmes Aroma hinzufügt. Kein Wunder, dass die Europäer schon bald nach der Entdeckung Amerikas auf diese Schönheit aufmerksam wurden.

Die Mönche und Ärzte, die mit den Eroberern nach Amerika kamen, beobachteten, wie die Indianer die Pflanzen einsetzten. So hinterließ der spanische Arzt Francisco Hernández (1517-1587) umfangreiche Notizen von seiner Amerikareise, die - mit Kommentar versehen - erst 1649 unter dem Titel: 'Schatz der Arzneimittel aus Neuspanien' ('Rerum medicarum novae Hispaniae thesaurus') als Buch herausgegeben wurden. Hernández schreibt über die Passionsblume: sie helfe gegen Schlaflosigkeit, wirke schmerzstillend, rege den Appetit an und fördere die Harnausscheidung, außerdem sei sie ein hervorragendes Mittel gegen Gifte und wirke gegen Melancholie.

Im 19. Jahrhundert befassten sich in Nordamerika Ärzte und Homöopathen mit der fleischfarbenen Passionsblume, der Passiflora incarnata, die in einigen Südstaaten der USA (z. B. in Florida) beheimatet ist. Noch vor der Wende zum 20. Jahrhundert wurde dadurch die Pflanze zu einer bedeutenden Arzneipflanze in den Vereinigten Staaten. Die Einsatzgebiete waren Nervosität, Einschlafstörungen, Schlaflosigkeit und Krämpfe.

In Europa dauerte es bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts, bis die Wirkungen der Passionsblume wissenschaftlich genauer untersucht wurden.

Inzwischen geht man davon aus, dass die Bindung von ganz speziellen Botenstoffen im Nervensystem verändert wird und damit beruhigende und angsthemmende Effekte erzielt werden können. Es zeigte sich zudem, dass sich mit Auszügen der Blätter die beste Wirksamkeit erzielen lässt.
Bei Untersuchungen am Menschen hat sich gezeigt, dass der Passionsblumenextrakt nur eine schwache beruhigende Wirkung hat, dafür eine gute angstlösende (anxiolytische) Wirkung besitzt, die - weil keine muskelrelaxierenden Effekte beobachtet wurden - vielen Psychopharmaka überlegen ist. Somit eignet sich die Passionsblume besonders als Tagessedativum. Um den beruhigenden Effekt zu verstärken, wird die Passionsblume meist in Kombination mit anderen Pflanzenextrakten, besonders mit Baldrian, kombiniert.

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