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Das Alte Testament berichtet vom vierzigtägigen Fasten des Moses und des Propheten Elijas. Bis heute hielt sich im Judentum das allgemeine Fasten am Versöhnungsfest (Jom Kippur), das auf das Alte Testament zurückgeht (3. Buch Mose, Levitikus, Kap. 16).
 
Als Wiederherstellung der Beziehung zu Gott wurden in mosaischer Zeit zehn Bußtage festgesetzt, die mit dem Neujahrstag beginnen und dem Jom Kippur, dem Versöhnungstag, enden. Diese Zeit ist der wichtigste religiöse Abschnitt des Jahres. Am Versöhnungstag wird von Sonnenuntergang bis zum nächsten Sonnenuntergang nichts gegessen und getrunken, nicht einmal Wasser ist erlaubt. Auch der Geschlechtsverkehr ist untersagt, sowie das Salben mit Öl und das Tragen von Lederschuhen. Von diesem absoluten Fastengebot sind nur Kranke und Kinder unter neun Jahren ausgenommen.
 
Der Jahrestag der Störung des Tempels von Jerusalem durch die Römer ist für orthodoxe Juden ein Fastentag (9. Av, Juli/August). Es gibt noch weitere fünf Fastentage im Jahr, die jedoch nicht so streng befolgt werden, wie z. B. das Fasten der Erstgeborenen (14. Nisan, März / April).
 
Asketische Übungen haben im Judentum keinen hohen Stellenwert. In der Zeit als der Tempel noch stand, also bis zum Jahr 70 n. Chr., gab es die Nasiräer. Ein Nasiräer zeichnete sich dadurch aus, dass er für eine bestimmte Zeit das Gelübde der Enthaltsamkeit abgelegt hatte. Dies bedeutete, dass er keinen Wein trinken durfte und sich die Haare nicht schnitt. Als letzten Akt der Kasteiung musste der Nasiräer seine Haare ganz abscheren und einige Opfer bringen, erst dann durfte er wieder Wein trinken und sich die Haare nach Belieben schneiden. Bei einem vorzeitigen Verstoß begann die gelobte Frist von Neuem.
 
Außerdem fasteten die Juden vor der Vertreibung aus Palästina an zwei Tagen in der Woche, am Montag und Donnerstag.
Neben den kollektiven Fastentagen gab es auch für Einzelne oder Gemeinden die Möglichkeit, zum Werkzeug des Fastens zu greifen, so etwa bei der Bitte um Regen nach langer Trockenheit (Talmud, Taanit 24a).
 
Das Fasten konnte auch anstelle einer Opferung treten, wie das Fastengebet des Rabbi Scheschet (3. Jh.) zeigt, das im Talmud überliefert wird (Talmud, Brachot 17a):
„Herr der Welten! Offenbar ist es vor dir, dass ein Mensch, so er sich verfehlt hatte, zu der Zeit, da das Heiligtum [der Tempel] noch bestand, ein Opfer darbrachte. Von dem Opfertier brachte er dir nur das Fett und das Blut dar, und doch wurde ihm Sühne zuteil. Jetzt aber sitze ich im Fasten, und mein Fett und mein Blut nimmt ab. Es sei Wohlgefallen von dir, dass mein Fett und mein Blut, das abnimmt, sei, als ob ich es vor dir auf dem Altar dargebracht hätte; und sei du mir wohlwollend!“

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