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Hin und wieder wundern wir uns, warum der eine oder andere Irrglaube so tief im Volk verwurzelt ist. Und dann hört man Wissenschaftler den gleichen Unsinn verbreiten und wundert sich nicht mehr. Aber man ärgert sich.
In der jüngsten Zeit haben wir gleich von drei Wissenschaftlern gehört, die Weidenrinde enthalte Salicylsäure oder gar Acetylsalicylsäure. Nein, das tut sie nicht.
Verbreitet hat das bspw. ein Prof. Dr. med. der Uni Mainz in einer Vorlesung zur Pharmakologie vor angehenden Ärzten (Medizinstudium, 6. Semester). Prost Mahlzeit! Das passierte aber auch einem Professor für Analytische Chemie der Uni Innsbruck sowie dem Leiter des dortigen Instituts für Zellbiologie (Zitat: "Der bekannteste Wirkstoff ist Acetylsalicylsäure aus der Weidenrinde, bekannt als Aspirin."). Gute Nacht!
Dabei ist der tatsächliche Sachverhalt gar nicht so kompliziert:



Weidenrinde, Mädesüß und einige weitere Pflanzen enthalten Salicin. Durch oxidative Aufwertung wird das im menschlichen Körper zu Salicylsäure umgewandelt. Das mag ein Grund dafür sein, warum eine ASS-Tablette schneller wirkt als ein Weidenrindentee.
Der wesentliche Unterschied ist, dass Salicylsäure nicht die "blutverdünnende" Wirkung hat, die man - je nachdem - bei ASS wünscht oder fürchtet.
Selbstredend wurde die Salicylsäure im 19. Jh. nach diesem natürlichen Vorbild synthetisiert und dann zu ASS weiterentwickelt. Der Markenname Aspirin deutet auch auf diese Herkunft hin: "A" für die Acetyl-Gruppe, "spir" für Spi(e)rsäure (Spierstaude = Mädesüß) und "in" als damals beliebte Endung für Arzneimittel (vgl. den zweiten Verkaufsrenner von Bayer, nämlich Heroin).

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